Das myofunktionelle Training sollte gleich am Beginn des Musik-, Lehramts- oder Schauspielstudiums als freiwilliges Lehrangebot Aufnahme in den Lehrplan erhalten. Der Zugang sollte allen offen stehen, also auch denen, die keine myofunktionelle Dysfunktion aufweisen – sie könnten ja Schülerinnen bekommen, die diese haben. Trotz späten Therapiebeginns kann es zu starken Verbesserungen im orofazialen Bereich kommen! Das wissen auch die Zahnärztinnen und -ärzte: Denn selbst nach einer Zahnregulierung verschieben sich die Zähne wieder, wenn z.B. ein falsches Schluckmuster vor der Anpassung nicht logopädisch therapiert wurde.
Meiner Erfahrung nach sind bei Erwachsenen sieben Trainingseinheiten meist ausreichend. Jede Einheit ist zeitlich auf 25 Minuten begrenzt, wenn es sich um eine Einzeltherapie handelt. Die Zeitdauer kann auf mindestens 45 Minuten ausgedehnt werden, wenn es sich um eine Gruppentherapie handelt, wobei hier eine Gruppengröße von maximal vier Personen angenommen wird. Ob Einzeltraining oder Gruppentraining erfolgt, wird aller Wahrscheinlichkeit nach die finanzielle Lage der Institution entscheiden. Einzeltraining ist bei jenen Studierenden angesagt, die entweder eine myofunktionelle Dysfunktion aufweisen oder bereits eine Erkrankung im (orofazialen) Bereich haben, die infolge des Studiums aufgetreten ist. Für ein Gruppentraining spricht das gemeinsame Lernziel oder das Sichmessen mit den anderen der Gruppe. Die Einheiten sollten im Abstand von zwei Wochen durchgeführt werden, da es sich um ein Muskeltraining handelt: Es dauert einige Zeit, bis ein Muskel aufgebaut werden kann. Viele Teilnehmerinnen müssen bei diesem Training bestimmte Verhaltensweisen ändern, sodass 14 Tage Abstand genügend Raum zur Übungsmöglichkeit und Verhaltensänderung lassen. Außerdem hat frau es mit Erwachsenen zu tun, die nicht die ständige Kontrolle durch eine Therapeutin brauchen.