Der Musculus orbicularis oris
Die Bezeichnung des Muskels stammt aus dem Lateinischen, wobei orbis bzw. orbiculus als dessen Verkleinerungsform mit Kreis oder Scheibe übersetzt werden kann und os/oris den Mund meint; die wörtliche Übersetzung heißt somit: ringförmiger Muskel um den Mund. Der Musculus orbicularis oris ist quasi der Schließmuskel des Mundes, er wird auch Lippenmuskel genannt. In der englischsprachigen Literatur wird er als „orbicularis oris muscle” oder als „kissing muscle” bezeichnet. Häufig wird er in der deutschsprachigen Literatur als Ringmuskel, ähnlich dem musculus orbicularis oculi, bezeichnet, wobei diese Benennung, wie im Folgenden gezeigt werden kann, nicht den anatomischen Gegebenheiten entspricht.
Der Musculus orbicularis oris gehört zum orofazialen System. „Das sind in der phoniatrischen Terminologie alle lufthaltigen Räume oberhalb der Glottis, die an der Lautbildung beteiligt sind” (Bigenzahn 2003, S. 2). Diese Definition ist irreführend, weil zum orofazialen System nicht nur die lufthaltigen Räume oberhalb der Glottis zählen, sondern auch Zunge, Zähne, Lippen, u.s.w.
Die orofaziale Muskulatur wird in einen inneren (dazu zählen die Zunge, die Mundboden- und die Gaumensegelmuskulatur) und einen äußeren Funktionskreis (dazu gehören die mimische Muskulatur und die Kaumuskulatur) gegliedert (Bigenzahn 2003, S. 7). Der Musculus orbicularis oris ist somit Bestandteil des äußeren Funktionskreises.
Dieser Text ist Teil meiner Masterarbeit am Institut für Musikwissenschaft an der Universität Wien