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Babys sind vor, während und nach der Geburt von Sprache umgeben. Aber nicht nur Sprache wird aufgenommen, sondern auch Geräusche.

Gleich nach der Geburt schreit das Kind – Schreien ist zunächst die einzige Ausdrucksform, langsam kommen verschiedene zufällig gebildete Laute dazu.

Ab der 6. Lebenswoche beginnt der Säugling zu „gurren“, zu „quietschen“ etc. – es ist dies die erste Lallphase.

Zwischen dem 2. und 4. Lebensmonat setzt das Lachen ein – Laute werden produziert und einfache Laute wie „a“ und „i“ können nachgemacht werden. Die Kinder drehen sich auch zum Ort, von dem das Geräusch herkommt. ACHTUNG! Kinder, die in dieser Zeit nicht lallen, müssen SOFORT untersucht werden, sie könnten eine massive Hörstörung haben! Zwischen dem 6. und dem 9. Lebensmonat wir das nächste Lallstadium erreicht – einzelne Laute werden dabei ständig wiederholt: „dadada“, „mamama“ „bababa“ – diese Lautfolge ist meist noch ohne Bedeutung. ACHTUNG! Gehörlose oder hörgeschädigte Kinder produzieren keine Lautfolgen!

Spätestens mit 8 Monaten sollte das Kind keinen Schnuller mehr bekommen. Mit einem Jahr sollte es den Mund meist geschlossen halten können. Nur noch selten sollte Speichel aus dem Mund fließen.

Zwischen dem 10. und 14. Lebensmonat werden die ersten aktiven Laute produziert, danach bereits Wörter.

Mit 18 Monaten sollte ein Kind bereits 50 Begriffe anwenden. Die Aussprache muss dabei noch nicht korrekt sein – also ein Ball darf ruhig ein „Bah“ sein, oder ein Bus darf ruhig „Buh“ heißen. Mit 18 Monaten beginnt das Kind langsam auch einzelne Wörter zu „Sätzen“ zu verbinden. Diese „Sätze“ sind nur aus der Situation heraus zu verstehen, denn die Wortverbindung „Ball da“ kann vieles heißen: Ich möchte diesen Ball! Gib mir bitte den Ball! Hier ist der Ball … u.s.w. Sprachförderung betreiben Sie, wenn Sie Ihrem Kind mit ganzen Sätzen antworten: „Ja, hier ist der Ball.“ oder: „Ja, das Kind spielt mit dem roten Ball.“ Auch Kurzgeschichten entstehen um das 2. Lebensjahr: „Maler – Otto – UHHH!“ Diese drei Wörter erzählen das Vorkommen eines ganzen Tags! Übersetzt heißt diese Geschichte: „Heute war der Maler da, er heißt Otto, er hat das Zimmer ausgemalt und danach hat er eine laute Trockenmaschine mit echtem Feuer eingeschaltet!“

Oder eine andere „Geschichte“: „Tür auf. Tür zu. Tütütütü!“ Sie erzählt, dass die Tür des Kühlschranks viel zu lange offen war.

Auch wenn Sie glauben, dass Sie nicht singen können – SINGEN SIE MIT IHREM KIND, zunächst aber FÜR IHR KIND!

Ist die Entwicklung in der Norm, kann ein Kind mit 2 Jahren ungefähr 200 Wörter produzieren. Sollte Ihr Kind in diesem Alter noch gar nichts sprechen, dann lassen Sie sich ärztlich und logopädisch beraten; lassen Sie sich aber bitte nicht mit „es wird schon“ vertrösten!

Zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr gibt es die große Fragezeit: „Warum?“.

Erschrecken Sie nicht: Um das 3. Lebensjahr beginnt ein Großteil der Kinder zu „stottern“. Am besten ist es, dieses Hängenbleiben bei Wörtern gar nicht zu beachten – es ist ein normaler Entwicklungsschritt, Ihr Kind denkt nun schneller als es sprechen kann! Daher: Nicht einmal ignorieren, heißt die Devise!

Spätestens mit 4 Jahren kann eine einfache Geschichte so nacherzählt werden, dass diese auch verstanden wird. Rund 2000 Wörter werden nun gesprochen.

Mit rund 8 Jahren ist die Grammatikentwicklung im Deutschen abgeschlossen.

Der Wortschatz mit 16 Jahren ist bereits sehr groß – er wird auf durchschnittlich 60.000 Wörter geschätzt. D.h. übersetzt: Täglich wurden 9 neue Wörter gelernt.

Ob der Wortschatz im Erwachsenenalter dann auf 240.000 Wörter und mehr anwächst, hängt von der Bildung ab …

Ihrem Kind geht es so wie Ihnen, wenn Sie eine Fremdsprache lernen: Sie verstehen zunächst mehr als Sie selbst sagen können! Dasselbe gilt für Ihr Kind – daher ist gemeinsames Bilderbuchansehen sehr sehr wichtig! Ihr Kind muss förmlich in der Sprache baden!

Vom Fernsehen, DVD, PC und anderen technischen Geräten lernt ein Kind keine – KEINE SPRACHE! Es braucht immer Sie daneben!

Vermeiden Sie Babysprache! Sätze wie „Heidi machen“ oder „Flaschi trinken“ fördern nicht die Sprachentwicklung.

Vieles muss Ihr Kind auch BE-GREIFEN, d.h. Bewegung und Sprachentwicklung gehören immer zusammen! Je besser die Geschicklichkeit der Hände, umso einfacher wird dann auch das Schreiben. Nur Nintendoknöpfe drücken entwickelt keine Feinmotorik!

Sollte ein Satz falsch gesprochen sein, dann wiederholen Sie ihn richtig! Lassen Sie ein Kind aber nicht ständig nachsprechen – da verliert es nur die Lust am Reden.

Versuchen Sie das Wort „tut“ zu vermeiden! Nicht: „Die Frau TUT singen“, sondern: „Die Frau singt!“. Einzig der Bauch TUT WEH – denn „Mir weht der Bauch“ würde niemand verstehen …

(c) erschien gekürzt am 11.10.2014 in der Kronenzeitung http://www.krone.at