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Der um 1450 in der Nähe Veronas geborene Alessandro Benedetti, der den Beinamen Götterarzt trug, dachte, dass eine Frau weniger Zähne habe als ein Mann (zitiert in Kickartz 1964, S. 15). Als Funktion der Lippen gibt er an, dass sie für die Artikulation und für die Nahrungsaufnahme wichtig seien; zusätzlich, dass sie die Zähne vor Gewalteinwirkungen schützen sollen (Kickartz 1964, S. 22).

(Im Folgenden hält sich die Verfasserin an die Zusammenstellung von Erhard Thiele (1 1992, S. 5-10)) Thiele sieht als Beginn der myofunktionellen Therapie die Lehre des Amerikaners A. P. Rogers, der 1906 die „formende Wirkung funktioneller Reize“ erkannte. Rogers nahm an, dass „durch ein Training der Muskulatur im orofazialen System, zum Teil unter Verzicht auf kieferorthopädische Geräte, eine Behebung von Zahn- und Kieferstellungsanomalien“ erreicht werden könne (Thiele 1 1992, S. 5). Er stellte mit seinen Schülern gymnastische Übungen zusammen, die als „lebende Regulierungsapparate“ bezeichnet wurden (Thiele 1 1992, S. 5).

1914 entwickelte der deutsche Zahnarzt A. Körbitz die erste Mundvorhofplatte, „die er bewußt als Lippenformer bezeichnete“, weil er dadurch einen optimalen Lippenschluss erreichen wollte (Thiele 1 1992, S. 6).
Zehn Jahre später, 1924 erkannten die Engländer B. Truesdell und F. B. Truesdell „den Zusammenhang zwischen Dysgnathien und Schluckproblemen“ (Thiele 1 1992, S. 7). 1939 stellt G. Korkhaus „im ,Handbuch der Zahnheilkunde‘ Methoden der Kiefergymnastik und Weichteilmassage zahlreicher Autoren“ zusammen (Thiele 1 1992, S. 7).

Bemerkenswert ist, dass in den 50er und 60er Jahren in Polen myofunktionelle Therapie im Vorschulalter durchgeführt wurde. Die Richtlinien für Einzeltherapie wurden von der Kieferorthopädin B. Perzyna erstellt. Frau L. Jaruzelska-Labiszewska berichtete, dass 30% der Gebissdysgnathien im Milchgebiss positiv beeinflusst werden konnten (Thiele 1 1992, S. 8).

1962 veröffentlichte W. J. Straub „ein myofunktionelles Übungsprogramm zum Abstellen verschiedener Dysfunktionen“ (Thiele 1 1992, S. 8). Dieses Programm war das erste, das unphysiologische Schluckmuster beseitigen wollte.

Der für den deutschsprachigen Raum wichtigste Vertreter war Daniel Garliner, der auf dem Konzept von Straub aufbaute.
In den Jahren nach Garliner entwickelten sich verschiedene myofunktionelle Konzepte in Europa weiter, auf die hier nicht weiter eingegangen wird. Bei Interesse kann Genaueres dazu bei Thiele (1 1992, S. 9) eingesehen werden.

Dieser Text ist Teil meiner Masterarbeit