Es gibt sehr viele Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten, die mit der Atmung, dem Atem zu tun haben:
Mir bleibt vor lauter … die Luft weg
Ich bekomme keine Luft
Leben ist Atem
Mir stockt der Atem
Ruhigen Atem bewahren
Halt die Luft an!
Ich ringe nach Atem
eine Verschnaufpause einlegen
atemlos sein
frische Luft schnappen gehen
Die Atmung wird vom logopädischen Ansatz her unterteilt in eine Ruheatmung und eine Leistungsatmung. Leistungsatmung habe ich, wenn ich spreche, singe, ein Blasinstrument spiele u.s.w. Sollten Sie das Gefühl haben, dass Sie ständig zu wenig Luft bekommen, dann machen Sie einen Lungenfunktionstest bei Ihrer Lungenfachärztin!
Heute geht es um die Ruheatmung:
Die Ruheatmung heißt auch Bauchatmung. Bauchatmung meint nicht, dass mit dem Bauch geatmet wird – dafür sind allein die Lunge und die Haut zuständig – sondern dass sich beim Atemvorgang der Bauch bewegen soll – und zwar beim Ausatmen soll er nach innen gehen und beim Einatmen nach außen.
Die Ruheatmung sollte durch die Nase erfolgen. Hier sei nochmals ausdrücklich betont, dass es sich um die RUHE-Atmung handelt, also, eine Atemform, die ich nur ausführe, wenn ich wirklich in Ruhe bin. Es sagt schon unsere Sprache sehr schön, dass ich „außer Atem kommen kann“, wenn ich z.B. der Straßenbahn nachlaufe… Sind Sie „außer Atem“, dann sollen Sie unbedingt durch den Mund atmen, das geht meist sehr schnell! Wenn Sie versuchen die Ruheatmung bei Anstrengung durchzuführen, dann könnten Sie in Ohnmacht fallen! Sie würden hyperventilieren, also zu viel Sauerstoff aufnehmen, der vom Blut nicht weitertransportiert werden kann!
Zurück zur Ruheatmung:
Die Luft soll durch die Nase einströmen können.
Sie wird dadurch vom Staub befreit,
erwärmt, wenn es sehr kalt ist,
und durch die Schleimhäute wird sie ausreichend angefeuchtet, wenn die Luft zu trocken sein sollte. Es geschieht somit eine Staubbefreiung, Erwärmung und Befeuchtung.
Von der Nase strömt die Atemluft weiter in den Rachen, über die Luftröhre in die Bronchien und von dort in die Lungenbläschen.
Neurologische Krankheiten und Lungenkrankheiten können diesen korrekten Atemablauf behindern. Aber auch beim Offenstehenlassen der Lippen kommt es häufig zu einer Verengung der Nasenwege, die mit der Zeit eine Nasenatmung unmöglich werden lassen. Eine starke Nasenscheidewandverkrümmung, Wucherungen in Form von Polypen u.ä. können eine Nasenatmung genauso unmöglich machen und die betroffene Person zur Mundatmung zwingen.
Sie können sich gerne selbst beobachten: Atmen Sie in Ruhe durch die Nase, oder durch den Mund? Wenn Sie häufig durch den Mund atmen, merken Sie, dass Sie unter häufigen Verkühlungen leiden? Unter Zahnfleischbluten?
Sie können sich tw. selbst zur Nasenatmung zwingen! Versuchen Sie immer und immer wieder in Ruhe durch die Nase zu atmen. Vielleicht schaffen Sie es nach einiger Zeit in Ruhe ständig durch die Nase zu atmen? Das wäre genial!
Die Leistungsatmung, also die Atmung beim Sprechen und Singen und die Atmung beim Spielen eines Blasinstruments, bei Anstrengung ist Mundatmung.
Kurzgefasst also:
Ruheatmung ist Nasenatmung und
Leistungsatmung ist Mundatmung!
Wie sieht die korrekte Ruhe-Atmung nun genau aus?
Am einfachsten ist es, wenn Sie sich einen alten Blasebalg vorstellen, mit dem früher die Luftmatratzen aufgeblasen wurden. Die waren halbkugelförmig und hatten einen Schlauch daran. Wenn ich darauf getreten bin, dann strömte Luft aus und wenn ich heruntergestiegen bin, dann wurde die Luft angesaugt. Und genauso sollte es bei der Ruheatmung funktionieren! Ich steige sozusagen auf den Blasebalg – d.h. dass ich das AKTIV tun muss – d.h. die Ausatmung ist aktiv! Wenn ich vom Blasebalg heruntersteige, dann füllt sich dieser wieder mit Luft, ohne dass ich etwas dazu tun muss. Und genau dasselbe sollte beim Einatmen in Ruhe geschehen! Einatmen sollte heißen, ich lasse die Luft einströmen, ich sauge sie nicht an! Dadurch bleiben die Schultern ruhig und das Zwerchfell bewegt sich nach unten, verdrängt durch diese Bewegung die Bauchorgane und der Bauch bewegt sich nach außen!
Bis zum nächsten Teil, wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Selbstbeobachtung! Und mögen Sie genügend Luft haben!
Dieser Artikel wurde in stark gekürzter Form in der Kronenzeitung am 20. Dezember 2014 in Gesund und Familie veröffentlicht